Kameraden frs Leben - Nrnberg

Sie spielten immer weiter, bis in den spten Abend, bis die Freunde vor Erschpfung umfielen, der Ball in der Dunkelheit nur noch in Schemen zu sehen war, und whrend irgendein Schatten von der Seite rchelte Letztes Tor entscheidet, Jungs!, stand Mutter besorgt an der Haustr mit dem Essen und rief: Kinners, hat das denn heute

Sie spielten immer weiter, bis in den späten Abend, bis die Freunde vor Erschöp­fung umfielen, der Ball in der Dun­kel­heit nur noch in Schemen zu sehen war, und wäh­rend irgendein Schatten von der Seite röchelte Letztes Tor ent­scheidet, Jungs!“, stand Mutter besorgt an der Haustür mit dem Essen und rief: Kin­ners, hat das denn heute kein Ende mehr?“

Doch. Es hatte ein Ende. Als Schieds­richter Dr. Peco Bau­wens nach 189 Minuten das Finale um die Deut­sche Meis­ter­schaft zwi­schen dem 1. FC Nürn­berg und dem Ham­burger SV beim Spiel­stand von 2:2 abpfeift, ist es stock­duster. Noch mit dem grellen Ton im Ohr lassen sich die Spieler ein­fach fallen – und bleiben liegen. Wer jetzt noch steht, hat längst ver­gessen, wie er heißt.

Sie haben getobt, sich im Dreck gesuhlt und ihre Knie auf­ge­schlagen. Doch es war alles ganz anders als damals auf dem Bolz­platz hin­term Haus. Es war ein Kampf mit offenem Visier, ein Kampf, in dem der Nürn­berger Toni Kugler vier Zähne ver­liert und Bau­wens über den Platz tor­kelt als hätte er drei Tage und drei Nächte durch­ge­zecht.

Der junge Sport­jour­na­list Hanns Schödel ist von der Inten­sität des Spiels voll­kommen über­mannt. Im Strudel der Emo­tionen und im juve­nilen Übermut stürmt er auf die Club-Spieler zu. Als er aber an die Zuschau­er­um­zäu­nung eilt und Heiner Stuhl­fauth fragt, ob das Spiel denn morgen wei­ter­gehe, da bügelt ihn der Club-Tor­wart vor ver­sam­melter Mann­schaft ab: Sie sänn gwieß när­risch, Herr Schödel!?“

Nürn­bergs Helden krie­chen über den Platz

Das Wie­der­ho­lungs­spiel findet erst sieben Wochen später statt: Auch dieses Mal steht es nach 90 Minuten Unent­schieden – 1:1. Die Spieler vom 1. FC Nürn­berg stehen schon wieder kurz vor dem Kreis­lauf­kol­laps, auf­grund von zwei Platz­ver­weisen gegen Willy Böß und Hein­rich Träg und der Ver­let­zung von Toni Kugler schlurfen sie nur noch zu acht über den Rasen. Das Regle­ment ist gna­denlos: Aus­wechs­lungen sind ver­boten, es wird zwar nicht bis zum bit­teren Ende wei­ter­ge­spielt, doch zumin­dest so lange, bis eine Mann­schaft weniger als sieben Spieler auf dem Feld hat.

In der Ver­län­ge­rung pfeift Dr. Peco Bau­wens, der, so mun­kelt man, die sieben Wochen zwi­schen beiden Spielen auf einer Erho­lungs­farm im Schwarz­wald ver­bracht hatte, die Partie plötz­lich ab. Er rechnet wirr die ver­blie­benen Spieler zusammen, krit­zelt Dinge in sein Heft­chen und kommt zu einem son­der­baren Ergebnis: Wenn nur noch sieben Spieler einer Mann­schaft auf dem Feld stehen, wird die Partie abge­bro­chen.“ Kurz zuvor war der Nürn­berger Luit­pold Popp kraftlos auf dem Rasen zusam­men­ge­sunken. Die Ham­burger pro­tes­tieren, einige Fans gehen auf die Bar­ri­kaden. Den Nürn­berger Spie­lern ist in dem Moment alles egal, sie haben sich längst auf ihrem Lieb­lings­plätz­chen gebettet, und sie harren der Dinge, die da kommen.

Die Herr­schaften der Nürn­berger Füh­rungs­etage lachen sich der­weil genüss­lich ins Fäust­chen, denn Bau­wens liegt knapp daneben. Richtig heißt es im DFB-Regel­ka­talog: Wenn weniger als sieben Spieler einer Mann­schaft auf dem Feld stehen, wird die Partie abge­bro­chen.“ Doch ent­gegen der Hoff­nung des Club-Prä­si­diums, dass nun ein drittes Spiel ange­setzt wird, erklärt der DFB am berüch­tigten grünen Tisch den HSV zum Meister des Jahres 1922. Der süd­deut­sche Fuß­ball­ver­band ist erzürnt, droht mit dem Aus­tritt aus dem DFB. Dieser legt den Ham­bur­gern sogleich nahe, den Titel abzu­lehnen. Der HSV, bis dato noch ohne Deut­sche Meis­ter­schaft, gibt zäh­ne­knir­schend nach.

Die Spieler neh­men’s gelassen, sie sind zu dem Zeit­punkt per Du und all die Dis­kus­sionen in den Büro­zim­mern des DFB sind längst Neben­sache. Wenn man in so einem Spiel drei Stund lang spielt“, so resü­miert Heiner Stuhl­fauth, dann lernt man sich richtig kennen – kame­rad­schaft­lich und cha­rak­ter­lich.“ Und welche echten Freund­schaften ertragen schon das ewige Gejam­mere von Sie­gern und Besiegten?

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